Disruptive Zeiten für die Banken

Über die Ambitionen eines Unternehmens wie Google, auch dem Bankensektor das Fürchten zu lehren, habe ich vor einiger Zeit mal im Rahmen einer Banking-Fachtagug von Atos Worldline mit Blick auf Google Wallet ein paar Thesen aufgestellt. Dass ein Player wie Google dazu in der Lage ist, Technologien wie dem Handy-Bezahlsystem NFC den notwendigen Schub zu verleihen, ist für mich dabei keine Frage.

Merkwürdig finde ich dagegen eher, wie hasenherzig die etablierte Finanzindustrie sich solchen Innovationsthemen nähert.

Die Tatsache, dass Google heute schon Kredite vergibt finde ich in diesem Zusammenhang bemerkenswert. Die werden zwar „nur“ an Adsense-Kunden vergeben, wie ein Blogeintrag von Google erklärt. Aber macht die Autoindustrie mit ihrer Finanzierung der Neuwagen etwas wesentlich anderes? Nein. Und sind die Kredite, die von den Autobanken vergeben werden, nicht auch welche, die nicht mehr von den etablierten Finanzhäusern vergeben werden? Noch geht es bei Google um kleine Beträge. Die Betonung liegt auch: Noch.

Ein lesenswerter Artikel von Dirk Elser im WSJ greift dieses Thema noch einmal auf und ruft in Erinnerung, dass Webriesen wie Google (und auch Amazon, das in das Kreditthema gestartet ist) zu den Firmen gehören, die global über das die höchsten Kapitalreserven verfügen. Dies paart Google mit der Möglichkeit auf einen Schlag hunderttausende oder Millionen Nutzer anzusprechen – wie etwa die Werbung für Google+ zeigt, die eine Zeit lang auf der Suchseite von Google eingeblendet wurde.

Diese Kombination halte ich für eine ungeheueren Hebel um jede beliebige Branche aufzumischen – auch die Finanzindustrie. Als Bankmanager würde ich mir Gedanken machen und ein paar Szenarien durchspielen…

Dirk Elser jedenfalls bilanziert:

„Der Einstieg von Google und Amazon in das Kreditgeschäft markiert einen weiteren Meilenstein im Expansionsstreben der Internetriesen. Bekanntlich bewegen sich beide ja bereits in einem weiteren Kerngeschäftsfeld der Banken: dem Zahlungsverkehr. Und ich wette, es wird nicht die letzte Meldung sein, die Banken aufhorchen lässt.“

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.